Zurück ins Leben

Wie Freunde und treue Besucher meiner Homepage inzwischen wissen, hat Norbert seine Frau verloren und er ging genau wie ich durch diese Hölle, die Trauer heisst. Wir beide lernten uns durch die Trauer kennen. Ich möchte jetzt nichts weiter dazu schreiben, sondern einfach Norberts Artikel hier genauso wieder geben, wie ich ihn von ihm erhielt. Es sind seine Erfahrungen und Empfindungen zu seinem erlebten Schicksal:

 

Meine geliebte Nati
 
Als Fortsetzung zu Deinem Artikel unter „Erlebte Trauer“
„Trauer und Trauernde – über den Umgang mit Trauernden“
schenke ich Dir hier einen Bericht über meine Erfahrungen mit meinem Umgang mit der Trauer.
Den Arbeitstitel dieses Artikels nannte ich
„Der Tod ist Neubeginn“
Vielleicht könnte er heissen: „Am Ende des Tunnels gibt es immer wieder ein Licht“
Am besten finde ich jedoch die Überschrift
"ZURÜCK INS LEBEN"
Psssssssssssssssst, wir beide waren mal in einem Forum,
das Du und ich mitgestaltet haben,
und dort steht "ZURÜCK INS LEBEN".
Ich denke mal, dieser Ausdruck
"ZURÜCK INS LEBEN"
ist aber hier viel besser angebracht als dort.
Also denn, liebe Nati, wenn Du möchtest, nimm den Titel:
 
"ZURÜCK INS LEBEN".
 
 

Zurück ins Leben -

Trauer und Trauernde – über den Umgang mit Trauernden
 
Leid, das uns erwuchs, durch den Verlust unserer liebsten Menschen, der uns sehr nahe stand, mit dem wir einen grossen Teil gemeinsamen Lebens verbracht haben, dem wir in Freud und Leid zur Seite standen ist sehr schmerzhaft und reisst tiefe Wunden in unser Herz. Diese seelischen Schmerzen, die wir Hinterbliebenen erleiden, können so weit gehen, dass sie dann plötzlich auch physische Schmerzen verursachen. Dagegen gibt es kein Medikament, keinen Arzt, mit seiner Behandlung. keine Therapie. Der Trauernde ist ganz einfach auf sich selbst gestellt und angewiesen.
Das habe ich bisher gemeint, weil ich keine Erfahrung mit einer Trauerbegleitung machen konnte, weil ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.
 
Aber Nati sagt mir: “Es gibt Trauerbegleitung und Psychologen, die speziell für die Trauernden ausgebildet sind und uns auf diesem schweren Weg beistehen und Hilfe leisten.
Jedoch, in der Zeit der tiefsten Trauer hilft nichts, am aller wenigsten Mitleid. Und dann können ein paar unbedachte Worte schon mal noch mehr Leid verursachen und auslösen, anstatt zu helfen.
Ich, der Hinterbliebene, der Trauernde, ich, der sein Allerliebstes verloren hat, ist nicht mehr der Gleiche. Nichts ist mehr so, wie es einmal war.
 
Ich bin als Trauernder anders geworden, nicht aber meine Freunde, denen alles geblieben ist, die nichts verloren haben.
Nicht die Umwelt meiner ehemaligen Freunde hat sich geändert, sondern meine Welt und meine Umwelt, des Zurückgebliebenen, der ob des Verlustes seines Liebsten trauert, hat sich drastisch verändert.
Das Verhalten, das Gebaren, die Worte, die gut gemeinten Ratschläge, das uns so genannte Freunde, in der Trauer zu geben versuchen, das sind nicht mehr “Ratschläge“, sondern ganz einfach „Schläge“, die wir Trauernden absolut nicht ertragen können, nicht mehr ertragen können und wollen, die uns weh tun, die uns Schmerzen zufügen.
Aber Hilfe ist es ganz bestimmt nicht!
 
Die Trauer, die ich zu verarbeiten versuche, Trauer, Leid, Wunden, unsägliches Leid und Schmerzen ob des Verlustes, mit all den Nebenwirkungen, damit muss ich ganz allein und selbst zurechtkommen.
Nur die professionelle Trauerbegleitung kann mir dann den Weg aufzeigen, den ich zu gehen habe, mich vielleicht ein Stück dieses Weges begleiten; aber so wie es bei einem gemeinsamen Spaziergangs ist, laufen, gehen, spazieren muss ich schon selbst.
 
Liebe Freunde, Kameraden, allseits geliebte Menschen in meiner nächsten Umgebung können damit nicht umgehen. Das ist nicht zu erwarten – denn – für sie geht das gewohnte Leben wie bisher weiter- aber für mich ist  nichts mehr – nichts mehr ist so, wie es war, nichts mehr ist so, wie es gewesen ist – nichts, ganz einfach nichts mehr - nichts kann so weitergehen in meinem Leben wie bisher.
Auf Halt, Kraft, Pflege, Trost und Unterstützung, die mir mein liebster Mensch in allen Situationen des täglichen Lebens gegeben hat, ist nicht mehr da.
Kein Mensch kann mir das geben, was ich durch seinen Tod verloren habe.
Niemand und Nichts kann meinen Verlust ersetzen, auch wenn er/es noch so ehrlich meint, ganz einfach, weil er es nicht kann. Kein Mensch kann es, weil er es nicht nachvollziehen kann, was in mir, bei mir und in mir weg gebrochen ist.
Ich weine! Ich habe viel geweint! Ich weine immer noch!
Und dennoch, ich glaube, dass es dennoch jemand kann, dass es jemanden gibt, der mir dabei hilft, dass ich all das Leid, all den Schmerz und all das Leid ertragen kann,.
Wenn es einen Gott gibt, dann ist er es, der mir dabei hilft.
Ich denke mal dass es meine Gläubigkeit ist, mein Glaube an Gott, ganz einfach, weil ich glaube!
Ist es Gott, an den ich glaube?
Gibt es denn einen Gott?
Und wenn ich denn glaube, dann bete ich auch.
Und wenn ich bete, dann glaube ich an Gott.
Und wenn ich zu Gott bete, dann weiss ich, dass es einen Gott gibt.
Und wo ist Gott?
Wer ist Gott?
Was ist Gott?
Gibt es Antworten auf diese meine Fragen?
Ich denke schon! Nati hat sie hier auf ihrer HP geschrieben, zu finden in der Rubrik „Glaube an Gott* Teil 1 & 2
 
Bitte, liebe Mitmenschen nehmt uns Trauernde an, so wie wir nun in unserer Trauer geworden sind. Geht behutsam mit uns um, denn wir sind allein, schutzlos, wehrlos und zerbrechlich.
Und wir Trauernde brauchen viel, sehr viel Zeit und liebevolles Verständnis.
Feiern, Feste, Gesellschaft, Jubel, Trubel, Heiterkeit, all das sind Dinge, an die wir uns wieder gewöhnen müssen. In der Zeit der grössten Trauer fühlen wir uns inmitten von vielen Menschen allein, einsam und verlassen. Im Restaurant, bei Festen, Empfängen und Gesellschaften inmitten von vielen Menschen, unter Dutzenden, Hunderten von Menschen sind wir allein.
Aber:
Ich durfte die Erfahrung machen, nach einiger Zeit der Trauer einen lieben Menschen kennen zu lernen, der mich auf dem beschwerlichen Weg aus der Trauer begleitet hat. Er hat mich auf dem gemeinsamen Spaziergang, den ich selber gehen musste, begleitet, er hat seinen Arm unter meinen gehackt und wir sind dann losgegangen. Es war eben dieser lange Weg durch den Tunnel, an dessen Ende wir das Licht erblickt haben.
Ich habe diesen Menschen lieb gewonnen und heute teile ich mit ihm Alles im täglichen Leben. Er tröstet mich über viele traurige Erinnerungen hinweg und hat die Wunden gepflegt, die mir viele Schmerzen bereitet haben.
Und diese Wunden waren schmerzhaft.
Zum Teil schmerzen sie heute noch.
Aber:
Wunden werden heilen!
Narben jedoch werden bleiben!
Und je nach Witterung schmerzen auch die Narben heute noch und immer wieder.
Und somit wird mein Leben nie mehr sein, wie es einmal war, weil mich die Narben an meine Wunden erinnern werden.
„Gott“ hat mir versprochen, dass das Leben dann doch irgendwie wieder lebenswert erscheint, wenn es wieder einen verständnisvollen und lieben Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung gibt, der mir dann auch die Gelegenheit gibt, manchmal ganz allein für mich zu sein, dass ich in aller Heimlichkeit ein paar Tränen vergiessen darf und der nicht nach dem Warum und Weshalb fragt, weil er mir ganz einfach diese Möglichkeit gibt und es mich machen lässt.
Ganz einfach deshalb:
Weil ich diesem Menschen vertraue
Weil ich ihm alles anvertrauen kann und darf
Weil er Verständnis dafür aufbringt
Weil ich an Gott glaube
Weil ich weiss, wo Gott ist
Weil ich weiss, wer Gott ist
Weil mich Gott jeden Tag begleitet
Und all das weiss dieser mir liebgewonnene Mensch an meiner Seite auch, weil er genauso leidet, fühlt und empfindet,
So wie ich!
Der Weg aus dem Dunkel des Tunnels ins Licht ist beschwerlich, es gibt viele Steine, wie es mir ein liebgewonnener Mensch einmal gesagt hat, wegzuräumen, immer wieder. Aber es lohnt sich; und ein Menschenleben ist es wert, dass es in diesem Sinne erhalten bleibt, solange es „Gott“ will.
 
In Liebe, dein Norbert
 
 
 
 

Mein herzlichster Dank gilt meinem Norbert für diesen Artikel - Trauer erleben und zurück ins Leben aus seiner Sicht!

 

 

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