(Todestag 2011)

Das schönste Denkmal,
das ein Mensch bekommen kann,
steht in den Herzen
seiner Mitmenschen. 
(Unbek. Verfasser)

 
 
 
 
 
 
Wieder einmal jährt sich der Todestag meines geliebten Mannes. Wir Trauernde wissen um diese ganz besonderen Tage, die uns intensiver als alle anderen Tagen daran erinnern, dass unser Leben mit einem Schlag aus den Fugen geriet, weil uns der Mensch, der uns alles bedeutete, den wir über alles liebten, jäh und schmerzvoll von unserer Seite gerissen wurde. Es ist für immer der traurigste Tag im Jahr.  
 
Die Erde stand still, ich hörte auf zu atmen, und stürzte ein in eine Welt, die nur noch aus Trauer und Schmerz bestand. Mitten am Tag wurde es dunkelste Nacht und ich glaubte nie mehr aus diesem tiefen Tunnel der Traurigkeit hinaus zu kommen. Es gab keine tröstenden Worte für mich, denn ich konnte sie nicht verstehen, weil sie nicht in meiner Sprache, die Sprache der tiefsten Trauer, gesprochen wurden. Der grausame Schmerz der Trennung, des Abschieds von meinem geliebten Mann, beherrschte all mein Tun und Denken.
 
Nie hätte ich geglaubt, dass diese tiefe und schmerzvolle Trauer ihr Gesicht verändern wird – doch tatsächlich hat sich auch meine Trauer im Laufe der Zeit ganz langsam verwandelt. Ich denke jeden Tag in irgendeiner Form an meinen geliebten Mann, denn jeder Tag hält doch irgendwie immer wieder mal einen Spiegel der Vergangenheit bereit, der die Erinnerung an vergangenes Erlebtes wachruft. Es ist schön, das die Erinnerung mich für immer begleitet. Waren diese Erinnerungen zu Beginn der Trauer vorwiegend schmerzhaft, so kann ich die Erinnerungen heute vielmals mit einem dankbaren Lächeln im Herzen betrachten und ich bin wirklich dankbar für jede Erinnerung an das schöne Leben, dass ich mit meinem verstorbenen Mann einst führte.
 
Dieser Jahrestag des Todes ist inzwischen nicht mehr von tiefster Traurigkeit geprägt, nein, ich schaue nicht mehr voller Trauer, sondern mit Wehmut im Herzen zurück.
 
Ich bin dankbar, für eine wunderschöne Zeit in meinem Leben, die ich gemeinsam mit meinem Mann verbringen und teilen durfte, eine Zeit, die mir für immer in kostbarer Erinnerung bleibt. Uns beiden wurden viele wunderbare Jahrzehnte geschenkt, die wir in aufrichtigster Liebe und voller Harmonie verbrachten. Unser gemeinsames Leben war bunt gespickt und wir haben sehr vieles aufgebaut und erreicht, gingen jeden Weg gemeinsam. Es gab nicht immer nur Sonnenschein, doch uns trennte nichts, ob es regnete, stürmte oder schneite und egal wie schwer oder lang der Weg auch war, wir gingen ihn Seite an Seite, Hand in Hand. Gemeinsam sind wir stark, das war unsere Devise. Es gab nichts, das uns auseinander bringen konnte. Wir haben fest zusammen gehalten, getanzt und gelacht, gemeinsam gekämpft, gehofft und geweint – Freude, Sorgen und Leid ständig mit einander geteilt. Was der eine vom Schicksal empfing, der andere empfing es mit. Ich bin meinem Mann zutiefst dankbar, dass er immer zu mir stand, mich auf Händen trug. Ich bin dankbar für seine Liebe, die er mir bedingungslos, treu und ehrlich schenkte.

 
In Erinnerung an meinen geliebten Mann, dessen Todestag sich am 14.April ein weiteres Mal jährt…
 
Und ich bin dankbar, für die schönsten und vielen Träume, die für uns beide in diesen gemeinsamen Jahren in Erfüllung gingen. Wir hatten noch so viele Träume, die wir zusammen erleben wollten, doch mit einem Schlag brach finstere Nacht über uns herein und alles war zu Ende. Unser Traum vom gemeinsamen Leben bis ins hohe Alter, all unsere Träume für unsere weitere Zukunft, zerplatzten wie Seifenblasen und jeder von uns beiden musste am Ende seinen Weg alleine weiter gehen. Einen Schmerz zerriss meine Seele, wie ich ihn zuvor kannte.
Es war schwer, an ein Leben ohne meinen geliebten Mann zu glauben, doch seine Liebe, die er mir zurück liess, war meine Kraft zum Neubeginn.
Die Erinnerung an einen wunderbaren, liebevollen, aufrichtigen, gutmütigen und herzensguten Mann, der wirklich voller Liebe und Hilfsbereitschaft war und die wunderschöne Zeit mit ihm, ist mir für immer in meinen Erinnerungen geblieben.
Mein Mann war immer meine Kraft, meine Stärke und mein Halt, ich konnte mich blind auf ihn verlassen, ihm vertrauen und auf ihn bauen. Diese Erinnerung an ihn ist nun mein Fenster, durch das ich ihn bei Tag und Nacht sehen kann, wann und wo immer ich möchte.
 
Meine tiefste Trauer hat sich in Wehmut verwandelt, denn ich weiss, dass es meinem Mann jetzt gut geht und er frei von allen Leiden ist. Ich gönne ihm von Herzen die ewige Ruhe und wünsche ihm Frieden.
Und trotzdem gibt es immer wieder Tage, an denen mein Herz vor Sehnsucht nach ihm schreit.
 
Der Tod eines geliebten Menschen ist die Heimkehr eines wertvollen Engels, den Gott uns nur für eine kurze Zeitlang ausgeliehen hat, dass zu begreifen, gelingt leider nicht immer.
 
Unsere Zeit, die Zeit, die mein Mann und ich gemeinsam verbringen durften, währte über 33 Jahre lang - ein kostbares Geschenk, für das ich Gott sehr dankbar bin!
 
Ich denke, mein Mann schaut voller Stolz auf mich, weil ich meinen Weg gegangen bin, denn zu seinen letzten Worten kurz bevor er starb, gehörte: “Nati, sieh zu, dass du etwas für dich tust, sie zu, dass du hier rauskommst und nicht immer nur an mich denkst! Geh deinen Weg und lebe dein Leben…!!!“
Es war so schrecklich für mich, so etwas zu hören, zumal ich diese Worte überhaupt nicht einordnen konnte.
Heute weiss ich, dass seine tiefe Liebe zu mir diese Sätze formte.
 
Mein Mann sagte das alles damals mit Nachdruck, wobei mir wirklich nicht bewusst war, was er damit genau meinte. Nein, ich ahnte nicht, dass er mich schon bald für immer in eine andere Welt verlassen würde.
Mein Mann ging tatsächlich kurze Zeit darauf für immer hier aus dem irdischen Leben von mir.
Unwiderruflich war unser gemeinsames Leben beendet.
Er wird mir für immer "hier unten" fehlen.
 
Ich habe in den vergangenen Jahren nach seinem Tod begriffen, dass wir Menschen nur für eine kurze Zeit hier auf der Erde sind, bis der für uns vorgeschriebene Weg uns an unser ganz persönliches Ziel gebracht hat, an unser Ende der irdischen Zeit. Ist dieses Ziel erreicht, dann müssen wir uns von einander verabschieden, denn Gott holt uns heim in eine Welt, von der wir im irdischen Leben nichts ahnen und wissen.
 
Ich bin überzeugt, eines Tages werden wir uns alle in dieser anderen Welt wiederfinden, in anderer Form, in einem anderen Dasein, aber wir werden uns wiedersehen – ganz sicher!
 
 
 
In liebevoller und stiller Erinnerung
an meinen über alles geliebten ersten Mann
Nati Merlin
(2011)
 
 
  
 
Der Tod hat keine Bedeutung - ich bin nur nach nebenan gegangen. Ich bleibe, wer ich bin, und auch Ihr bleibt dieselben. Was wir einander bedeuteten, bleibt bestehen. Nennt mich bei meinem vertrauten Namen. Sprecht in der gewohnten Weise mit mir und ändert Euren Tonfall nicht! Hüllt Euch nicht in Mäntel aus Schweigen und Kummer. Lacht wie immer über die kleinen Scherze, die wir teilten. Wenn Ihr von mir sprecht, so tut es ohne Reue und ohne jegliche Traurigkeit. Leben bedeutet immer nur Leben- es bleibt so bestehen, immer - ohne Unterbrechung. Ihr seht mich nicht, aber in Gedanken bin ich bei Euch. Ich warte eine Zeit lang auf Euch- irgendwo, ganz in der Nähe - nur ein paar Straßen weiter.
Henry Scott-Holland
 
 
Wir treten aus dem Schatten bald in helles Licht,
wir treten durch den Vorhang vor Gottes Angesicht.
Wir legen ab die Bürde, das müde Erdenkleid;
Sind fertig mit den Sorgen und mit dem letzten Leid.
Wir treten aus dem Dunkel nun in ein helles Licht.
Warum wir’s Sterben nennen? Ich weiss es nicht.
Dietrich Bonhoeffer
 
 
 
Man muss sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu besonderen Stunden und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt; dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.
Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne  nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.

Dietrich Bonhoeffer
 
 
Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe,
die wir hinterlassen, wenn wir weggehen.
Albert Schweitzer
 
 
Unser Glaube an Gott bestimmt, wie wir mit unserem zerbrochenen Träumen fertig werden. Er gibt uns die Überzeugung, dass jenseits des zeitlichen Lebens das ewige Leben herrscht.
Martin Luther King
 
 
Sterben ist kein ewiges getrennt werden;
es gibt ein Wiedersehen an einem helleren Tag.
Michael Faulhaber
 
 
Die Blätter fallen. Fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; Sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke
 
 
Niemand kennt den Tod, es weiß auch keiner, ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist. Dennoch wird er gefürchtet, als wäre es gewiss, dass er das schlimmste aller Übel sei. Falls der Tod aber gleichsam ein Auswandern ist von hier an einen anderen Ort, und wenn es wahr ist, was man sagt, dass alle, die gestorben sind, sich dort befinden, welch ein größeres Glück gäbe es wohl als dieses?
Sokrates
 
 
Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten.
Und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe -
das einzig
 
 
Kant Bleibende, der einzige Sinn.
Thornton Wilder
 
 
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt
der ist nicht tot, der ist nur fern;
tot ist nur, wer vergessen wird.

Immanuel  Kant
 
 
 

 

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